Cannabidiol (CBD) zählt zu den bekanntesten Inhaltsstoffen der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC wirkt CBD nicht berauschend. Diskutiert werden beruhigende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften sowie potenzielle Effekte auf Schlaf, Stress und Krampfanfälle. Der folgende Überblick erklärt Definition und Herkunft, Herstellungsverfahren, Produktformen, Anwendungsgebiete, Dosierung und Risiken sowie die rechtliche Einordnung.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist CBD
- Herkunft aus der Pflanze
- Herstellung und Extraktion
- Inhaltsstoffe der Cannabispflanze
- Welche CBD Produkte gibt es
- Dosierung und Anwendung
- Anwendungsgebiete und Wirkweisen
- Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
- Forschung und Studienlage
- Rechtliche Situation
- FAQ
- Quellen
Was ist CBD
CBD ist eines von über 100 Cannabinoiden der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC verursacht CBD keinen Rausch. Es interagiert mit dem Endocannabinoid-System und kann dessen Signalwege modulieren. Produkte mit CBD werden im Gesundheits- und Wellness-Kontext eingesetzt, zugleich existiert ein zugelassenes Arzneimittel mit dem Wirkstoff Cannabidiol bei speziellen Epilepsieformen.
Herkunft aus der Pflanze
Für die Gewinnung von CBD werden überwiegend weibliche Pflanzen von Cannabis sativa L. genutzt. Hohe Cannabinoid-Gehalte finden sich in Blütenständen und kleinen Blättern. Landwirtschaftlich wird in der EU zertifizierter Nutzhanf mit gesetzlich kleinem THC-Gehalt angebaut. Die Auswahl der Sorte, der Erntezeitpunkt und die Trocknung beeinflussen das spätere Cannabinoid- und Terpenprofil des Rohmaterials.
Herstellung und Extraktion
Zur Gewinnung von CBD aus Pflanzenmaterial werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Ziel ist ein möglichst definiertes, rückstandsarmes Extrakt mit dokumentiertem Gehalt an Cannabidiol und möglichst geringen Gehalten an THC.
- CO²-Extraktion: gilt als etablierter Standard. Überkritisches CO2 löst Cannabinoide und Terpene effizient. Nach Druckentlastung verflüchtigt sich CO2 rückstandsfrei. Ergebnis sind hochreine Extrakte mit reproduzierbarer Qualität.
- Ethanol-Extraktion: technisch robust und kosteneffizient. Ethanol kann jedoch auch Chlorophyll und Wachse lösen, weshalb zusätzliche Reinigungsschritte (Winterisierung, Filtration) nötig sind.
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Weitere Verfahren: Ultraschall- und enzymgestützte Methoden werden erprobt, um empfindliche Inhaltsstoffe zu schonen. Industriell dominieren derzeit CO2- und Ethanolverfahren.
Im Anschluss folgen Aufreinigung, Standardisierung und Analytik. Seriöse Anbieter legen Analysezertifikate (CoA) zu Gehalten, Pestiziden, Lösungsmittelrückständen, Schwermetallen und mikrobiologischer Qualität vor.
Inhaltsstoffe der Cannabispflanze
Neben CBD enthält Hanf zahlreiche weitere Cannabinoide (z. B. CBC, CBG, CBN) sowie Terpene und Flavonoide. Terpene wie Myrcen, Limonen oder Linalool prägen das Aroma und werden mit beruhigenden oder stimmungsaufhellenden Eigenschaften in Verbindung gebracht. Flavonoide besitzen teils antioxidative Eigenschaften. Das Zusammenspiel vieler Pflanzenstoffe wird als Entourage-Effekt diskutiert.
Welche CBD Produkte gibt es
Der Markt bietet unterschiedliche Darreichungen, die sich in Aufnahmegeschwindigkeit, Bioverfügbarkeit und Komfort unterscheiden.
- CBD Öle und Tinkturen: sublinguale Anwendung, vergleichsweise schnelle Aufnahme über die Mundschleimhaut. Konzentrationen variieren, häufig 5 bis 20 Prozent.
- Kapseln/Tabletten: standardisierte Dosierung, geschmacksneutral, langsamere Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt.
- Topische Produkte: Cremes, Salben, Gele zur lokalen Anwendung.
- Edibles und Getränke: Nahrungsmittel und Drinks mit CBD. Rechtlich sind Produkte als Lebensmittel in der EU dem Novel-Food-Regime zugeordnet.
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Vapes/Liquids: inhaliert, rasche Aufnahme. Qualitätssicherung und Zusammensetzung sind entscheidend.
Dosierung und Anwendung
Eine universelle Dosierung existiert nicht. Einflussfaktoren sind Körpergewicht, individuelle Empfindlichkeit, Indikation und Produktform.
- Praktischer Ansatz: mit niedriger Dosis beginnen und schrittweise gesteigert einpendeln.
- Niedrige Einstiegsbereiche liegen häufig bei etwa 5 bis 10 mg CBD pro Tag, danach langsame Anpassung an den Bedarf.
- Anwendung sublingual beschleunigt die Aufnahme, orale Formen wirken langsamer, dafür länger.
Bei Dauereinnahme, Vorerkrankungen oder paralleler Medikation ist ärztliche Rücksprache sinnvoll, da Wechselwirkungen möglich sind.
Anwendungsgebiete und Wirkweisen
CBD agiert überwiegend indirekt am Endocannabinoid-System, moduliert Rezeptoren und Enzyme und beeinflusst Botenstoffe. Diskutierte Einsatzfelder sind:
- Epilepsie: Für spezielle seltene Epilepsieformen ist ein CBD-Arzneimittel in der EU zugelassen (Epidyolex). Evidenzlage und Nutzenbewertung sind für diese Indikationen am besten dokumentiert.
- Angst und Stress: Studien liefern Hinweise auf anxiolytische Effekte. Die Datenlage ist heterogen, Dosierungsfragen sind noch nicht abschließend geklärt.
- Schlaf: Erfahrungsberichte deuten auf verbesserte Schlafqualität hin. Klinische Evidenz ist bislang begrenzt.
- Schmerz und Entzündung: In der Praxis verbreitet, wissenschaftlich uneinheitlich. Weitere hochwertige Studien sind erforderlich.
Wichtig ist die Trennung zwischen medizinischer Anwendung mit zugelassenen Arzneimitteln und frei verkäuflichen Wohlfühlprodukten, deren Wirksamkeitsbehauptungen in der EU strengen Vorgaben unterliegen.
Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
CBD gilt im Allgemeinen als gut verträglich. Dennoch sind Nebenwirkungen dokumentiert, insbesondere bei höheren Dosierungen oder bei langfristiger Einnahme.
- Häufig berichtete Effekte: Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Appetitveränderungen.
- Leber: Studien zeigen potenzielle Erhöhungen von Leberwerten bei hohen Dosen. Bei Lebererkrankungen ist besondere Vorsicht angezeigt.
- Interaktionen: CBD kann Arzneistoffe beeinflussen, die über Cytochrom-P450-Enzyme metabolisiert werden. Betroffen sind unter anderem Antiepileptika, Antikoagulanzien und bestimmte Psychopharmaka.
- Sedierung: Gleichzeitige Aufnahme mit Alkohol oder dämpfenden Substanzen kann Müdigkeit und Reaktionsverzögerung verstärken.
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Vulnerable Gruppen: Für Schwangere, Stillende, Minderjährige und Personen mit Polypharmazie ist die Nutzen-Risiko-Abwägung besonders kritisch.
Forschung und Studienlage
Die wissenschaftliche Evidenz entwickelt sich dynamisch. Internationale Behörden bewerten Nutzen und Risiken fortlaufend:
- WHO: Cannabidiol zeigt laut kritischem Review kein erkennbares Missbrauchspotenzial und wird insgesamt als gut verträglich beschrieben. Diese Bewertung bezieht sich primär auf kurzfristige Anwendung und definierte Dosierungen.
- EMA: Für das Arzneimittel Epidyolex auf CBD-Basis liegen umfangreiche Zulassungsunterlagen vor, die Wirksamkeit und Sicherheit in spezifischen Epilepsieindikationen adressieren.
- EFSA: Für CBD als Novel Food sieht die Europäische Behörde weiterhin Datenlücken. Die Sicherheit als Lebensmittel kann ohne zusätzliche Daten nicht abschließend beurteilt werden. Aktuelle Diskussionen betreffen mögliche sehr niedrige sichere Tagesmengen und Einschränkungen für bestimmte Gruppen.
- FDA: Die Behörde verweist auf potenzielle Risiken bei Langzeitanwendung, darunter Lebertoxizität, Arzneimittelinteraktionen und mögliche Effekte auf die männliche Reproduktion.
In Summe ist CBD in definierten medizinischen Kontexten gut untersucht, während für frei verkäufliche Anwendungen weitere hochwertige klinische Daten zur Dosis-Wirkungs-Beziehung, Langzeitverträglichkeit und Interaktionen erforderlich sind.
Rechtliche Situation
Die rechtliche Lage unterscheidet zwischen Landwirtschaft, Arzneimitteln, Medizinprodukten, Kosmetika und Lebensmitteln.
- Landwirtschaft (EU): Für den Nutzhanfanbau im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik sind Sorten mit unter 0,3 Prozent THC zulässig, sofern zertifiziertes Saatgut verwendet wird.
- Arzneimittel: CBD ist als Wirkstoff in Epidyolex in der EU zugelassen, mit klar definierten Anwendungsgebieten und Verschreibungspflicht.
- Lebensmittel/Nahrungsergänzung: CBD fällt in der EU unter das Novel-Food-Regime. Ohne EU-weite Zulassung gilt die Marktfähigkeit als nicht gegeben. EFSA nennt derzeit Datenlücken zur Sicherheit.
- Deutschland: Unabhängig von der Cannabisreform bestehen für CBD-Lebensmittel weiterhin die Novel-Food-Vorgaben. Für Kosmetika und andere Kategorien gelten jeweils spezifische Rechtsrahmen. Regionale Vollzugspraxis kann variieren.
Vor dem Inverkehrbringen oder der Nutzung in regulierten Kategorien sind die aktuellen Vorgaben der zuständigen Behörden zu prüfen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher empfiehlt sich die Auswahl laborkontrollierter Produkte seriöser Anbieter.
FAQ
Wirkt CBD berauschend
CBD ist nicht berauschend und verursacht keinen klassischen Cannabisrausch. THC-Gehalte im Produkt bestimmen das Intoxikationspotenzial.
Wie schnell tritt die Wirkung ein
Bei sublingualer Anwendung setzt die Wirkung in der Regel schneller ein als bei oraler Aufnahme. Inhalation wirkt am schnellsten, topische Anwendung lokal.
Gibt es Wechselwirkungen mit Medikamenten
Ja, möglich. CBD kann über Enzymsysteme den Abbau anderer Wirkstoffe beeinflussen. Ärztliche Rücksprache ist bei Dauermedikation ratsam.
Ist CBD als Lebensmittel in der EU zugelassen
Nein, für CBD als Novel Food liegen bislang keine EU-weiten Zulassungen vor. EFSA sieht derzeit Datenlücken zur Sicherheit.
Kann CBD mit Alkohol kombiniert werden
Beide Substanzen wirken dämpfend. Die Kombination kann Müdigkeit und Reaktionsverlangsamung verstärken. Vorsicht ist geboten.
Quellen
- WHO - Cannabidiol Critical Review Report (2018)
- EMA - EPAR Epidyolex (Cannabidiol)
- EFSA - Statement on the safety of cannabidiol as a novel food (2022)
- FDA - Regulatory frameworks for CBD foods and supplements not appropriate (2023)
- FDA - What to know about products containing CBD (Consumer Update)
- EU-Kommission - Hemp under the CAP (0,3 Prozent THC im Feldbau)
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Verbraucherzentrale - CBD-Öl legal auf dem Markt
Hinweis:
Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzen keine fachliche Beratung. Der Umgang mit Cannabis, CBD und anderen Cannabinoiden sollte stets individuell abgewogen werden. Bei gesundheitlichen Fragen, bestehenden Erkrankungen, in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten ist eine Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal erforderlich